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Behandlung und Heilung von Wunden ohne Medikamente und ohne Operationen. Von Louis Kuhne.
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Behandlung und Heilung von Wunden ohne Medikamente und ohne Operationen.
Nur schwer l鋝st sich das festeingewurzelte Vorurteil 黚erwinden, dass die Wundbehandlung einzig und allein nach den von der Chirurgie aufgestellten Grunds鋞zen zu erfolgen habe und daher bei Verletzungen, seien sie innerer oder 鋟sserer Art, und bei Verwundungen auch nur die chirurgische und antiseptische Behandlung Aussicht auf Heilung gew鋒re. Wie falsch solche Ansichten sind, lehren die gl鋘zenden Resultate meiner Heilmethode. Gerade hier bew鋒rt sich die Wasserheilkunde mit 黚erzeugender Kraft, und nichts ist geeigneter, f黵 die Behandlung der Wunden durch Wasser und auf naturgem鋝se Weise Propaganda zu machen, als mein Verfahren.
Unter Anwendung desselben lassen sich, ganz abgesehen von seiner Schmerzlosigkeit, fast alle Verletzungen gedachter Art in kaum dem dritten Teile der Zeit heilen, als dies bei medizinischer, sogenannter antiseptischer Behandlung m鰃lich ist. Ich kann diese Behauptung auf eine ganze Reihe von Erfolgen an Patienten, auf eine grosse Anzahl von praktischen Versuchen st黷zen. Sie weisen nicht einen einzigen Fall des Misserfolges auf und lassen dabei das Zur點kbleiben der durch die chirurgischen Eingriffe hervorgerufenen entstellenden Narben vermeiden.
Wer eine Verletzung durch Schnitt oder Stich, durch eine Quetschung, durch Verbrennen oder durch Erfrieren u. s. w. erhalten hat, wird sofort bemerken, dass der K鰎per diese Verletzung auszugleichen oder zu heilen bestrebt ist. An der betreffenden Stelle findet dann schon durch den erh鰄ten Reiz, der durch jene Verwundung auf die entsprechenden Nerven ausge黚t wird, eine vermehrte Zufuhr von Blut und anderen Ersatzstoffen statt. Schliesslich entsteht eine erh鰄te W鋜me und Anschwellung an der betreffenden Stelle, bedingt durch die Reibung der Zufuhrstoffe aneinander, ein Vorgang, der namentlich bei Brandwunden und Quetschungen mit Schmerzen verbunden zu sein pflegt.
Kommt man dem Vorhaben des K鰎pers, diesen Schaden wieder gut zu machen, in der geeignetsten Weise zu Hilfe, unterst黷zt man dasselbe in der richtigen Art, so wird dadurch eine ausserordentlich rasche und zugleich schmerzlose Heilung herbeigef黨rt.
Jene obenerw鋒nten Schmerzen pflegen sich erst dann einzustellen, wenn der K鰎per das Heilgesch鋐t beginnt. Sie sind nichts anderes, als ein lokales Wundfieber, ein lokaler Fieberzustand. Festhaltend an dieser Thatsache, dass wir es gleichwie bei anderen Krankheiten auch bei Wunden mit Fieberzust鋘den, wenn auch in anderer Form, zu thun haben, wird es uns ein leichtes sein, den Weg zu ihrer Heilung zu finden.
Wie wir schon fr黨er kennen gelernt haben, muss der Beseitigung des Fiebers die erste Aufmerksamkeit gewidmet werden. Es erscheint dieses Bestreben besonders dann recht schnell erw黱scht, wenn gr鰏sere Verletzungen vorliegen, damit n鋗lich das lokale Fieber nicht in ein allgemeines 黚ergeht.
Die Schmerzen werden sofort beseitigt sein, wenn wir das Fieber im Zaume zu halten verm鰃en. Gerade bei Wunden kann man deutlich beobachten, wie jedes Fieber nichts weiter als ein Heilbestreben, ein Ausgleichsbestreben des K鰎pers ist. Die Erscheinung, dass nicht selten der ganze K鰎per von dem Wundfieber in Mitleidenschaft gezogen wird, dass Wunden dabei verh鋖tnism鋝sig langsam heilen, kommt leider in der Gegenwart gar zu oft vor. Daf黵 ist eine tiefere Ursache vorhanden. Ich behaupte n鋗lich, dass in solchen F鋖len bereits lange vor der Verletzung im K鰎per eine starke Belastung mit Fremdstoffen, also ein schon lange vorhanden gewesener, latenter Fieber(Krankheits-)zustand vorhanden gewesen sein muss. Selbstverst鋘dlich beschleunigt eine solche ung黱stige K鰎perdisposition das Umsichgreifen des Fiebers ungemein und leistet einer intensiven G鋜ung der im K鰎per befindlichen Fremdstoffe einen ganz bedeutenden Vorschub. Bei einem v鰈lig gesunden Organismus heilen selbst die schwersten Verletzungen in erstaunlich kurzer Zeit; der Organismus besitzt eben die eigene Kraft, die ihn bel鋝tigenden Fremdstoffe selbst zu beseitigen. Aber giebt es heute noch wirklich gesunde Menschen? Verschwindend wenig, denn m鰃en auch viele f黵 vollkommen gesund gelten, unsere Gesichtsausdruckskunde belehrt uns eines anderen.
Ich habe oft beobachtet, dass bei Tieren, wenn sie sich v鰈lig selbst 黚erlassen waren, ohne Zuthun, ohne Mithilfe von irgend einer anderen Seite, entstandene Wunden oft in unglaublich kurzer Zeit selbst heilten. Bei dem Studium dieser an sich ganz nat黵lichen und selbstverst鋘dlichen Erscheinung ist mir immer der enorme Unterschied aufgefallen, der zwischen diesen Heilungen und jenen bei den Menschen obwaltete. Gerade dieser Umstand hat in mir den Trieb zum Nachdenken, zum Erforschen der Geheimnisse der Natur ausserordentlich erweckt. War ich doch vorerst auch der Ansicht, die armen Tiere h鋞ten es in Verletzungsf鋖len doch weit schlimmer als wir Menschen, die wir 黚er alle Heilmittel der Wissenschaft und 黚er menschenfreundliche Pflege in ausgedehntestem Maasse verf黦en. Wie mir die Erfahrung so oft gelehrt hat, tritt eine Heilung bei den Tieren stets viel schneller ein, als bei den in Kliniken und Spit鋖ern hegenden Menschen. Alle diese Beobachtungen f黨rten mich gleichzeitig zu dem sicheren Schluss, dass bei jenen Erscheinungen kein Zufall obwalten k鰊nte. Sie sind auf festen Gesetzen begr黱det. An einigen Beispielen m鰃e das Gesagte erl鋟tert werden.
Eine Katze hatte sich in einem Fangeisen gefangen. Letzteres hatte dem Tiere das rechte Hinterbein 3 cm 黚er dem Sprunggelenk, gerade da, wo das dicke Fleisch anfing, zerschlagen. In dem Bem黨en, aus der Falle zu kommen, hatte jene Katze das Eisen mit herumgezerrt, das zerbrochene Hinterbein mit Staub und Spreu bedeckt und mehrere Male dabei herumgedreht. Als die Katze aus der Falle befreit wurde, suchte sie das Weite, das gebrochene Bein in die Luft 黚er den R點ken haltend. Sie blieb die n鋍hsten Tage verschwunden, und man glaubte schon, sie w鋜e gestorben.
Es mochte eine Woche vergangen sein, als zuf鋖lig bekannt wurde, dass auf einem in der N鋒e befindlichen Heuschuppen eine kranke Katze angetroffen worden sei. Wie sich herausstellte, war jene Katze genau dieselbe, die vor etwa 8 Tagen in dem Fangeisen das Bein gebrochen hatte. Zum nicht geringen Erstaunen war mittlerweile das Hinterbein v鰈lig normal zusammengeheilt, wies aber an der Bruchstelle noch eine st鋜kere Anschwellung auf. Sichtbar hatte die Katze eine Woche lang nichts gefressen, war sie doch ausserordentlich abgemagert. Es wurden ihr die ausgesuchtesten Bissen und Wasser angeboten, beides verweigerte sie aber hartn鋍kig. Das verwundete Bein hielt die Katze lang ausgestreckt, sorgsam bem黨t, es stets in derselben Lage zu belassen, gleichzeitig die wunde Stelle von allen Seiten mit ganz besonderer Geschicklichkeit beleckend. Augenscheinlich linderte das Lecken, mit einem unerm黡lichen Eifer fortgesetzt, wesentlich die Schmerzen. Aber auch das Fasten des Tieres hatte seinen tieferen Grund. Der Verdauungsprozess im K鰎per ist bekanntlich ein G鋜ungsprozess, undenkbar ohne W鋜meerzeugung. Da dem Tiere nun kein Wasser zur Verf黦ung stand, womit es h鋞te die f黵 die Heilung der Verwundung unzweckm鋝sige W鋜me ableiten k鰊nen, so verzichtete dasselbe vollst鋘dig auf die ihm dargereichte Nahrung. Es wollte eben keine neue Hitze dem K鰎per zuf黨ren. Sein Instinkt sagte ihm genau, was zutr鋑lich sei.
Abgemagert zum Skelett, zeigte sich nach einigen weiteren Tagen das Tier wieder, genoss Milch und war bald von normaler Lebendigkeit. Am dreissigsten Tage war die Katze wieder in v鰈lig normalem Zustande, wenn auch an der Bruchstelle ein harter Knoten, der sie beim Gehen aber in keiner Weise hinderte, verblieben war.
Denken wir uns solch einen Prozess auf den Menschen 黚ertragen; wie w鋜e dann wohl bei antiseptischer Behandlung die Heilung verlaufen? Wahrscheinlich w鋜e es da ohne Amputation nicht abgegangen, und die Sache h鋞te sich Wochen und Monate hingezogen, bis schliesslich eine Heilung so weit eingetreten w鋜e, dass der Patient als Kr黳pel sein Leben fristen konnte. W鋜e vielleicht auch, den g黱stigsten Fall angenommen, eine Amputation vermieden worden, das Bein w鋜e aber unter medizinischer Behandlung zweifellos steif geblieben.
Noch einen anderen Fall, ebenfalls dem Tierreiche entnommen, m鯿hte ich zur besseren Begr黱dung meiner Wundbehandlung zum besten geben. Ein Hund war mit Schrot angeschossen und dadurch zwar schwer verwundet, aber nicht t鰐lich getroffen worden. Mehrere Schrotk鰎ner hatten die Hinterbeine und Vorderbeine durchbohrt, andere den Hals von rechts nach links getroffen und waren sogar in der Haut an der linken Seite stecken geblieben. Luft- und Speiser鰄re sowie die Hauptblutgef鋝se waren gl點klicherweise unverletzt. Als die Wunden anfingen zu schmerzen, suchte der Hund einen feuchten, schattigen Platz auf und k黨lte seinen K鰎per, insonderheit die schmerzhaften Stellen, an dem frischen Erdreich, das er sich stets wieder von neuem auskratzte, sobald es ihm zu warm geworden war. Unaufh鰎lich die Wunden leckend, verschm鋒te, er ganz entschieden jede dargebotene Nahrung. Er lief nur zweimal t鋑lich an den in der N鋒e befindlichen Teich, um Wasser zu saufen, das seine einzige Nahrung bildete. Der Heilprozess w鋒rte auch in diesem Falle nicht lange. Bereits nach f黱f Tagen konnte man die Verletzungen an den Beinen, welche der Hund best鋘dig lecken konnte, als geheilt betrachten, wiewohl sie noch etwas geschwollen waren. Die Verletzungen des Halses dagegen, an welchen der Hund nicht zu lecken vermochte, waren in dieser Zeit noch nicht v鰈lig geheilt, obgleich dieselben nicht so schwer waren, wie jene an den Beinen. Erst eine Woche nach dem Unf鋖le nahm der Hund wieder Nahrung zu sich, nachdem mittlerweile auch die Halsverletzungen ausgeglichen waren. Die Schrotk鰎ner hatten sich zwischen Haut und Muskeln eingekapselt.
Noch ein dritter Fall d黵fte den verehrten Lesern Interesse bieten. Er bezieht sich auf einen Neufundl鋘der Hund, dessen rechte Pfote, von einem Kohlenwagen 黚erfahren, erheblich gequetscht worden war. Das Fell zeigte sich abgestreift, der Knochen zersplittert. Das Tier vermochte nicht zu gehen und musste durch einen Wagen nach Hause geschafft werden. Dort angelangt, kroch es, seine Pfote best鋘dig leckend, an einen schattigen Platz. Tagelang frass der Hund nicht. Erst am vierten Tage nahm er wieder Nahrung zu sich. Mittlerweile war die Wunde soweit verheilt, dass er, das verwundete Bein in die H鰄e hebend, wieder auf drei Beinen laufen konnte. Nach 20 Tagen war der Neufundl鋘der wieder in normalem Zustande.
So bieten uns denn die hier angef黨rten Beispiele ohne Zweifel auch f黵 die Behandlung des menschlichen Organismus einen sicheren Wegweiser. K黨lung durch Wasser und Meiden jeder oder mindestens erhitzender Nahrung sind auch hier die in die Wagschale fallenden Heilmittel.
Es muss demnach als recht verfehlt bezeichnet werden, wenn jene chirurgische Richtung, wie sie in den modernen Kliniken und Hospit鋖ern ge黚t zu werden pflegt, zur Hebung der Kr鋐te dem Kranken die "nahrhaftesten" Speisen, wie Fleisch, Bouillon, Eier, Milch, Wein verordnet. Das ist das Verkehrteste, was nur geschehen kann und widerspricht ganz und gar den nat黵lichen Gesetzen. Ich halte es f黵 das beste, wenn man in der ersten Zeit der Wundbehandlung dem K鰎per ausser dem Heilgesch鋐te keinerlei weiteren Funktionen aufb黵det, da dies immer nur der Heilung hindernd in den Weg tritt. Gerade die antiseptische Art und Weise der Wundbehandlung mittels Karbols鋟re, Jodoform, Sublimat, Cocain etc. beweist auf das schlagendste, wie wenig die medizinische Wissenschaft das Wesen und die Bedeutung der Vorg鋘ge im K鰎per bis heute richtig erfasst hat. So sind die Chirurgen, die 黚eraus g黱stigen Erfolge der Wasserbehandlung nicht kennend, immer weiter vom richtigen Wege abgewichen. Die Naturheilung ist ihnen also unbekannt.
Auf Grund vielfacher Beobachtungen gelangte ich auf den Weg, den eine naturgem鋝se Wundbehandlung bei Menschen einzuschlagen habe. Durch eigene Erfahrungen wurde es mir m鰃lich, praktisch das zu verwirklichen und f黵 die Menschheit nutzbar zu machen, was mich zuerst noch als Gedanke fesselte. Vor allem war es mir klar, dass die langsamere oder raschere Heilung von Wunden immer von einer mehr oder weniger starken Belastung des verletzten K鰎pers mit Fremdstoffen abh鋘gig sein m黶se.
Diese Voraussetzung hat mich auch nie get鋟scht. Ich werde nun nach diesen einleitenden Er鰎terungen die verschiedenen Arten der Wunden besprechen und ihre Heilung an einigen Beispielen erl鋟tern.
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Achtung! Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker. |
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27. 4. 1887 George Thomas Morton führte die erste Appendektomie in den USA durch. |
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