Vitiligo.
Tafel 90, Fig. 147.

Vitiligo
Außer dem angeborenen Pigmentmangel, der entweder universell ist - Albinismus - oder partiell und dann in der Regel stationär bleibt, beobachten wir bei einzelnen Individuen ohne nachweisbare Ursache einen Schwund des Pigments, bei welchem, teils symmetrisch angeordnet, teils dem Verlauf einzelner Nerven entsprechend oder auch ohne besondere Lokalisation, runde weiße Flecken entstehen, an deren konvexem Rande besonders bei Weiterschreiten des Prozesses eine deutliche Hyperpigmentation erkennbar ist, so daß man eigentlich von einer Verschiebung des Pigments sprechen sollte - Vitiligo oder Leukopathie. Subjektive Symptome oder Störungen der Sensibilität fehlen. Bei großer Ausdehnung bleiben zum Schluß nur noch vereinzelte dunkle Stellen zurück, die von konkaven Bogenlinien begrenzt sind (Fig. 147). Durch Konfluieren benachbarter pigmentloser Flecken entstehen die bekannten serpiginösen Figuren. Das in der Regel unheilbare Leiden tritt zeitweise, wenn die normale Haut, wie im Sommer, ein dunkleres Kolorit annimmt, stärker hervor; eine Ausheilung kommt so gut wie nie zu stände.
Die Ursache des Prozesses ist noch unbekannt, zuweilen werden Allgemeinoder Nervenerkrankungen dafür verantwortlich gemacht.
Die
Diagnose der Leukopathie ist in entwickelten Fällen sehr leicht; das Leucoderma syphiliticum ist durch seine Lokalisation, die regelmäßigen runden Flecken und die weniger scharfen Ränder auszuschließen.
Eine irgendwie erfolgreiche
Therapie der Leukopathie gibt es zurzeit noch nicht. Solche Mittel, die an normaler Haut eine Pigmentierung hervorrufen, wie z. B. Senfteige, Kanthariden etc., versagen an den erkrankten Stellen. Sind nur wenige pigmentierte Stellen übriggeblieben, so ist Sublimat (mit Vorsicht!) oder Hydrogenium peroxydatum, respektive starke Resorzinpaste zur Entfernung des Pigments zu versuchen. Bei auffälliger Lokalisation würde ein Schminkverfahren anzuwenden sein.
Anm. 147. Moulage der Neisserschen Klinik in Breslau (Kröner). Am Abdomen zwei Urticariaquaddeln.