Blutvergiftung.
Eine Hausmutter hatte sich an einem Finger ganz unbedeutend geritzt, sie wußte nicht, ob an einem Nagel oder Holzsplitter, - beachtete diese Kleinigkeit gar nicht und ging am Abend in's Bett, ohne den Schaden näher anzusehen; er schien ihr zu unbedeutend. In der Nacht schon wacht sie auf, empfindet im Finger einen schmerzhaften Krampf, große Uebelkeit, Brechreiz bis zum Erbrechen. Der Schaden war an der linken Hand, und sie empfindet auch Schmerz und Krampf am rechten Fuß. Die Hand schwillt stark an bis an den Ellbogen, wird feuerroth, und innerhalb 10 Stunden tritt am ganzen Arm ein fast unausstehlicher Schmerz ein. Die Adern bis zu dem Ellenbogen treten stark hervor und sind ganz dunkel. Arzt war keiner im Ort, und es war sichtbar die höchste Gefahr im Verzug, es werde die Blutvergiftung die Herrschaft bekommen. Die Röthe war bereits über den Ellenbogen schon zur Hälfte auf den Oberarm gekommen.
Heublumen wurden mit siedendem Wasser übergossen, und die ganze Hand wurde mit so heißen Heublumen, als sie dieselben nur ertragen konnte, eingewunden. Der ganze Arm wurde mitsammt dem Verband in das heiße Heublumenwasser gelegt, acht Stunden lang. Diese Heublumen zogen wie ein Zugpflaster am ganzen Arm, und so ist es denselben gelungen, die Giftstoffe aus dem Blut aus.. zuziehen, mithin wieder ein Beweis, wie schleunigst eingewirkt werden soll, wenn die Zeichen einer Blutvergiftung sich zeigen. Vielleicht wäre nach 1-2 Stunden die Hausfrau schon ein Opfer des Todes geworden. Bemerkt soll noch werden, daß selbft die Zunge schon eine bläuliche Farbe bekommen hatte. Nach 36 Stunden war aus der flachen Hand die Haut von allem Fleisch so abgelöst, daß sie hatte abgezogen werden können. Als die Krämpfe in dem Finger nachließen, hörte auch natürlich alle Uebelkeit aus.
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