3. Der Shawl (sprich: Schahl).
Der Shawl ist eine spezielle Anwendung für die Brust und den obern Theil des Rückens. Jede Frau und jedes Mädchen kennt das unter diesem Namen besonders auf dem Lande gebräuchliche Kleidungsstück. Es ist ein viereckiges, größeres Wolltuch, welches, einmal und zwar im Dreieck zusammengefaltet, so über die Schultern geworfen wird, daß der größere Winkel auf den Rücken, die beiden kleinen spitzen Winkel auf die Brustseite zu liegen kommen.

Der Shawl als Wickel ist ausgebreitet ein grobes, quadratförmiges Leinwandstück (Fig. 21),1 bis 1 /2 m lang und ebenso breit.
[[bild-22-183]]Als gleichschenkliges Dreieck zusammengelegt (Fig. 22) und nach der oben angegebenen Art über die Schultern gebreitet, kommt der größere, der rechte Winkel auf den Rücken zu liegen und reicht bis unter das Kreuz, die beiden spitzen Winkel fallen über die Brust herab und schließen gleich oben am Halse gut zusammen und kreuzen sich auf der Brust. ( s. Abbildung.)
Der Wickel wird in kaltes Wasser getaucht, ausgewunden, auf den bloßen Körper gelegt und mit trockener Linnen- oder Wollhülle luftdicht abgeschlossen.

Sehr bald fühlt man, wie eine angenehme Wärme sich entwickelt, wie das nasse Tuch warm, ja allmählig heiß wird. Die Anwendung des Shawles kann 1/2-1 1/2, in seltenen Fällen bis 2 Stunden dauern, letzteres dann, wenn stärkere Ableitungen gewünscht werden. Bei längerer Dauer darf man die Erneuerung, d.i. Neueintauchung des Nickels nicht übersehen. Dieses geschieht nach ungefähr 1/2-3/4 Stunden, in der Regel dann, wenn die Hitze stark, der Wickel warm, heiß wird.
Bei Hitzen, Congestionen und beginnenden Entzündungen an oder im Kopfe, bei fieberhaften Katarrhen, Bei Verschleimungen im Hals, in der Luftröhre, auf der Brust wirkt unser ganz unschuldiger Wickel auslösend und ableitend. Die größten und auffallendsten Dienste hat er stets gemüths- oder geisteskranken Personen des schwachen Geschlechtes erwiesen. In Verbindung mit einer andern, ebenso leichten Anwendung reichte der Shawl vollkommen aus, den Blutandrang zum Kopfe aufzuheben, den überfüllten Kopf zu entbluten. Diese zweite Anwendung bestand gewöhnlich in nassen Socken oder in Fußwickeln oder in einem warmen Fußbade mit Asche und Salz.