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Wasser-Anwendungen Sitzbäder Von Sebastian Kneipp.
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III. Sitzbäder/ kaltes Sitzbad
Die Sitzbäder kommen kalt und warm zur Verwendung.
1. Das kalte Sitzbad wird in folgender Weise genommen.
Sitzbadewanne zu Anwendung des kalten Sitz-Bades
Die eigens für die Sitzbäder gefertigte Sitzbadewanne (Fig. 2) oder in deren Ermangelung das weite, nicht tiefwandige Gefäß aus Holz, Blech oder Zink (Fig. 3) wird zum vierten oder fünften Theile etwa mit Kaltwasser angefüllt. In diese Wanne setzt man sich ausgekleidet wie auf einen Stuhl derart, daß der halbe Unterleib bis in die Nierengegend und die obere Hälfte der Schenkel in das Wasser kommen. Die andere Schenkelhälfte gegen die Kniee zu und die Fuße kommen außer Wasser zu stehe, (Fig. 4). Wer schon einige Praxis hat, braucht sich nicht ganz auszukleiden. Die Dauer eines Bades beträgt eine halbe bis drei Minuten.
Ersatz-Badewanne zu Anwendung des Sitzbades
Tiefe kalten Sitzbäder gehören nächst den Halbbädern zu den bedeutsamsten und wirksamsten Anwendungen speziell für den Unterleib. Sie sind Luft (Gas) ausleitend, die schwache Verdauung und den Stuhlgang befördernd, den Blutumlauf regelnd, stärkend und deßhalb bei Bleichsucht, Blutfluß und ähnlichen Zuständen, bei Unterleibsgebrechen der delikatesten Art nicht genug zu empfehlen. Niemand braucht die naßkalte, nur 1—2 Minuten dauernde Anwendung zu fürchten. Gut und nach Vorschrift ausgeführt kann dieselbe niemals schaden.
Anwendung der Badewanne für das Sitzbad
Um Erkältungen vorzubeugen, um gefeit, gekräftigt, unempfindlich zu werden gegen den häufig so arg mitspielenden Temperaturwechsel, nehme man öfters solche Sitzbäder, am besten Nachts vom Bette aus. Man erwacht zu irgend einer Stunde, steigt schnell in's Sitzbad (das Auskleiden bleibt erspart) und sofort, ohne abzutrocknen, wieder in's Bett. Vor oftmaligem Gebrauche hintereinander möchte ich jedoch warnen, weil dadurch das Blut zu fehl in die Sitztheile geleitet wird und so Hämorrhoiden großgezogen werden; 2—3 mal in der Woche geht an.
Wem der gesunde, ruhige Schlaf fehlt schon beim Beginn der Nachtruhe, wer Nachts aufwacht und nicht wieder einschlafen kann, wer überhaupt an Schlaflosigkeit leidet, benutze fleißig das kalte Sitzbad. Die Sitzungen während je 1—2 Minuten benehmen die Aufregung und verschaffen angenehme Ruhe.
Ein Patient vermochte geraume Zeit hindurch selten länger als 1—2 Stunden zu schlafen und wälzte sich, alle möglichen Gedanken aufgreifend, in immer tiefere Aufregung hinein. Diese Bäder brachten ihm den heißersehnten Rast.
Wer in der Frühe mit eingenommenem Kopfe, wer matter aufsteht, als er zur Ruhe ging: Beiden rathe ich dringend diese Anwendung.
Auch allen Gesunden sei dieselbe hiermit nochmals auf's wärmste empfohlen.
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Achtung! Dieses Buch ist ein altes Fachbuch, der Inhalt entspricht nicht dem aktuellen Stand der Medizin. Angegebene Therapien entsprechen höchstens dem Stand der Medizin zum angegebenen Druckdatum. Dasselbe gilt für eine ggf. angegebene Rezeptur für ein Medikament. Diese entsprechen nicht dem heutigen Stand der Medizin und sind unter Umständen sogar körperlich schädigend. Die Zubereitung von Rezepturen und die Anwendung derselben gehört in die Hände erfahrener Ärzte und Apotheker. |
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24. 4. 1899 Der Deutsche Bundesrat beschließt, Frauen zu den Staatsprüfungen der Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie zuzulassen. Das nötige Studium konnten sie jedoch erst vom Wintersemester 1908/09 an preußischen Universitäten ableisten, da sie erst zu diesem Zeitpunkt voll eingeschriebenes Mitglid werden konnten, so daß sie bis zu diesem Zeitpunkt im Ausland studieren mußten. |
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